Beschluss: zur Kenntnis genommen

Der Vorsitzende verweist auf die Vorlage Nr. 60/1902/2020.

 

Er weist daraufhin, dass die Präsentation anhand einer Videokonferenz erfolge.

 

(Die Präsentation wird von Herrn Jonas Hölzel von tobe.STADT aus Frankfurt am Main sowie von Frau Kristina Oldenburg, KOKONSULT aus Offenbach vorgetragen. Die technische Durchführung erfolgt von Herrn Martin Weghofer von KOKONSULT.)

 

Im Vorfeld war für die Erarbeitung des Konzeptes eine umfassende Bestandsaufnahme und Bestandsanalysen notwendig. Desweiteren erfolgten Akteursbefragungen, umfangreiche Presseberrichterstattungen und intensive Bürgerbeteiligungsformate. Das Fördergebiet „Aktive Stadt – Innenstadt/Stadtzentrum“ sei am 24.09.2018 in das Förderprogramm mit aufgenommen worden. Grundlage zur sachgerechten Durchführung der Gesamtmaßnahme sei eine Integration der aktuellen Planungen, eine städtebauliche Analyse, ein integriertes Gesamtkonzept und zielorientierte Projekte. In einer ersten Akteursanalyse wurden zentrale Stakeholder mit einer zielgerichteten Befragung zu ihrer Sicht auf die Zweibrücker Innenstadt eingebunden. Desweiteren wurden in einer Online-Beteiligung die Bürgerinnen und Bürger von Zweibrücken nach ihren Ideen und ihrer Wertschätzung für Zweibrücken erfragt. Hierzu gingen mehr als 750 Beiträge ein. Diese wurden in einer fachlichen Analyse bzüglich Stärken, Schwächen, Risiken und Chancen betrachtet (SWOT-Analysse) und daraus sechs Thesen entwickelt, die am 05. September in der Innenstadt ausgestellt wurden. Diese konnten entsprechend bewertet werden. Dazu gingen 160 Bewertungen online ein.

 

Als Stärke sei u.a. das Einzelhandelszentrum der Hauptstraße anzusehen. Hier sei insbesondere die stabile Nutzungsstruktur, die sanierten Straßen und Plätze sowie eine konstante Passantenfrequenz hervorzuheben. Auch sei die Schwarzbachallee als grünes Tor der Stadt und die historische Achse des Schwarzbaches (Schwarzbachallee zwischen Rosengarten und Herzogplatz) als charakteristisches Merkmal Zweibrückens herauszustreichen. Weitere Stärken seien neue Entwicklungsimpulse (z.B. Neubebauung ehem. Parkbrauereigelände, Neubau Kita in der Gabelsbergerstraße, Nachverdichtung, Renaturierung des Bleicherbachs usw.) und die Hochschule als Anziehungspunkt u.a. auch für junge Menschen.

 

Es wurden auch gewisse Schwächen für die Stadt Zweibrücken analysiert. Diese seien z.B. der Standort der Hochschule mit 90 Meter Höhenunterschied auf 1.100 Meter Luftlinie. Dies bedeute wiederum eine geringe Identifikation und Interaktion zwischen den Studierenden und dem Zentrum der Stadt. Weiterer Schwachpunkt sei die Isolation des Zentrums. Hier seien großflächige Strukturen ohne Wohnnutzung in der City-Randlage vorhanden. Dies ergebe weniger Wohnraum und Mischnutzung. Die Folge sei eine reduzierte innerstädtische Besucherfrequenz. Auch befänden sich im im Zentrum der Stadt wenig öffentliches Grün und eine signifikante Versiegelung von Innenhöfen. Die Folge seien Überhitzung und Starkregengefahr. In der oberen Vorstadt (hier insbesondere in der Fruchmarktstraße) bestehe ein Konflikt zwischen der Verkehrsbelastung (8.500 Kfz/Tag) und der Versorgungsfunktion.

 

Ein potentielles Risiko für die Stadt sei der Bedeutungsverlust der Innenstadt als Zentrum. Dies sei u.a. durch Onlinehandel, die Konkurrenz zur FOC (Zweibrücken Fashion Outlet), sowie durch das veränderte Freizeitverhalten wie auch durch die Folgen der Coronapandemie geschuldet. Durch den demografischen Wandel sei auch ein Bedeutungsverlust als Wohnstandort zu den Risiken zu zählen. Die sinkende Zentrumsqualität gefährde auch die innerstädtische Wohnqualität. Das Zentrum müsse sich als Landschafts- und Stadtraum verstehen. Die städtischen Qualitäten neben großzügigem Freiraum seien ein städtebauliches Alleinstellungsmerkmal. Der Fokus des Einzelhandels als Konzentration auf die Haupt- und Fruchtmarktstraße biete Raum für ergänzende Möglichkeiten im Kernstadtrand. Die Fruchtmarktstraße etabliere sich als südlicher Kernstadteingang. Die Stadt rücke zusammen.

 

Chancen ergeben sich auch in der Innenentwicklung im Westen des Zentrums, sowie in der Vernetzung der Kernstadt mit dem Hochschulareal. Auch sei ein mehrdimensionales Zentrensystem durch Teilzentren mit unterschiedlicher Prägung (Schul-, Kultur- und Freizeitzentrum, Behördenzentrum, Einzelhandelszentrum und städtisches Mischzentrum) mit gemeinsamer Agierung als Gesamtzentrum mit hoher Qualität möglich. Das Basisziel sei, die Stadtmitte als gesellschaftlicher Mittelpunkt und Anker für die gesamte Region als lebenswertes und qualitätsvolles Zentrum zu etablierten. Ziel sei die Vitalität und Lebendigkeit des Zentrums durch eine Frequentierung der Stadtmitte zu sichern. Hochwertige Wohn- bzw. Gewerbeanlagen im Zentrum als Alternativen zum Wohnen und Einkaufen am Stadtrand zu verwirklichen. Desweiteren wird ein „gutes“ Stadtleben durch die Mulitfunktionalität des Raumes erreicht. Die hohen Qualitäten der Bereiche Schwarzbach, Hauptstraße und Hochschule soll durch Verbindung dieser Stärken Synergien erzeugen. Der künftige Wandel hinsichtlich Wirtschaft, Wohnen, Klima und Freizeit sollen mit aufgenommen werden. Auch der Prozess der Transformation soll aktiv mitgestalten. Dieser soll ein Grundstein für eine langfristige Perspektive eines funktionierenden Zentrums legen.

 

Als Fundament zur Erarbeitung von Grundlagen wurden 17 Projekte für die Innenstadt ausgearbeitet. Die Projekte 1-4 sind s.g. Transformationen d.h. diese beinhalten grundlegende Veränderungen von Nutzungen und Funktionen. Diese würden die Zukunftsfähigkeit des Zweibrücker Zentrums verbessern. Auch beinhalten diese eine besondere Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger im Prozess und in der Verwirklichung. Auch sei ein hoher Einsatz von Zeit und Mitteln notwendig. Die Projekte 5-12 seien gewisse Impulse die möglichen Anpassungen des Zentrums als Anstöße für eine lebenswerte Innenstadt dienen. Diese seien räumlich und zeitlich begrenzt. Die Projekte 13-17 sind s.g. Fundamente zur Erarbeitung von Grundlagen zur zielgerichteten Veränderungen. Diese sollen eine funktionierende Grundstruktur schaffen oder diese instand setzten.

 

Folgende Projekte werden vorgeschlagen: „Gut Leben in der Mitte“ (1). Ziel sei die Aufwertung und Erhöhung des vorhandenen innerstädtischen Wohnungsangebotes. Angedacht ist eine zielgruppenorientierte Aktivierung von Wohnraum für ältere Menschen und Studenten*innen.

 

Für das Projekt „Werkstadt Zweibrücken“ (2) soll eine entsprechende Anlaufstelle geschaffen werden, die für Sanierungs- und Umbauberatung beratend zur Seite steht. Auch sei eine Vernetzung von Eigentümern und Bauinteressenten angedacht um mögliche Nachverdichtungen zu verwirklichen. Das Ziel sei eine Reduktion von Leerständen und neue Ansiedlungen von Ladenlokale und Gewerbebetrieben bzw. Umwandlung von leeren Läden in Dienstleister. Auch sei eine Vergrößerung von Ladenlokalen durch Zusammenlegung kleinerer Ladeneinheiten förderlich. Weitere Effekte seien der Abbau der Hürden bei Neueröffnungen und eine Belebung durch neue, auch temporäre Läden und Dienstleister. Die Umsetzung soll über ein aktives Leerstandsmanagement und durch Beratungsangebote für Eigentümer zur Neuvermietung oder Umnutzung erfolgen.

 

Das Projekt „Foyer der Stadt“ (3) sieht ein öffentliches Gemeinschafts- und Informationszentrum vor. Ein Nutzungsmix aus Medienzentrum, Arbeits- und Veranstaltungsräume könne im City-Outlet realisiert werden. Die Umsetzung soll über ein funktionales und hochwertiges Konzept erfolgen.

 

Das Ziel des Projektes „Brückenschlag Münzstraße“ (4) soll eine Verbesserung der Anbindung der Freiflächen und eine Neuordnung des Übergangsbereichs zwischen Alexanderplatz und Münzstraße im Bereich des ZOB (=zentraler Omnibusbahnhof) ermöglichen. Eine Verbindung von Alexanderplatz mit dem „Grünraum“ des Platzes „kleiner Exe“ könne ebenso erfolgen. Eine hochwertige, durchgängige Umgestaltung der Münzstraße und der angrenzenden Räume soll die Hinterhofsituation beseitigen. Die Umsetzung soll auch die Umgestaltung der Fassade des dortigen Parkhauses (vertikale Begrünung) einbeziehen.

 

Das Projekt „Vernetzung mit dem Kreuzberg“ (5); (Präsentation 1, grün, dann folgende) ist auf die Verbesserung der ÖPNV-Anbindung ausgerichtet. Hier soll eine gefühlte Distanz zwischen dem Campus und dem Stadtzentrum abgebaut werden. Eine Umsetzung soll über die Erhöhung des ÖPNV-Taktes und über eine aktive Vermarktung der innerstädtischen Wohnungsleerstände und potentielle Arbeitsräume an Studenten*innen über ein Leerstandsmanagement erreicht werden.

 

Das Projekt „Grüne Nebenstraßen“ (6) zielt auf die Verbesserung der Wohn- und Aufenthaltsqualität ab. Die Umsetzung könne über die Aufstellung temporärer, begrünter Sitzelemente und Schattenspender erfolgen.

 

Das Projekt bezüglich „grüne Innenhöfe“ bzw. die Entsiegelung und Aufwertung von Innnehöfen (7) hat zum Ziel, den Rückbau privater Flächenversiegelungen in Innenhöfen, die Verbesserung von mikroklimatischen Bedingungen sowie die Verbesserung der Wohnqualität zu erreichen. Dies könne durch Schaffung einer Stelle für Sanierungs- und Umbauberatung und durch Aktivierung von Eigentümern zur Entsiegelung, Begrünung und Qualitätsverbesserung erreicht werden.

 

Mit dem Projekt „Aufwertung des hinteren Alexanderplatzes (8) werde die gestalterische Einbindung des Platzes in die umliegenden Straßenräume angestrebt. Die Belebung des Platzes soll durch Interaktion mit EG-Nutzungen erfolgen. Auch sei eine verbesserte fußläufige Verbindung zwischen dem Klinikum und dem Alexanderplatz anzustreben. Damit soll erreicht werden, dass das Klinikgelände in Richtung Alexanderplatz geöffnet werde. Die Belebung des Platzes könne über eine Förderung von Freibereichen erfolgen.

 

Eine weitere Projektentwicklung sei der „Übergang ins Zentrum Goethe- und Hallplatz“ (9). Die Zielsetzung sei eine Vereinheitlichung und Verbesserung von Gestaltung und Wegefindung und die Aufwertung eines Teilbereiches des Spielplatzes auf dem Goetheplatz und die Steigerung der Aufenthaltsqualität auf dem Platz. Die Umsetzung sei durch eine geänderte Eingangssituation und einer Aufwertung durch Akzentbeleuchtung entlang der Achsen zu erreichen. Auch sei die Aufwertung des Bereiches des Spielplatzes auf dem Goetheplatz und durch Aufstellung von begrünter Sitzelemente und entsprechenden Schattenspender zu erreichen.

 

Ein weiteres Projekt sei das „Geschütztes Sitzen an der Schwarzbachallee“ (10). Diese soll eine ganzjährige Nutzung der Sitzgelegenheiten zur Stärkung der Erholungsfunktion in diesem Bereich ermöglichen. Dies soll durch Aufstellung von Witterungsschutz in Kooperation mit Patenschaften, mit städtischen Akteuren oder lokalen Gewerbetreibenden erreicht werden.

 

Eine Umgestaltung der Kreuzung der Kreuzbergstraße (11) zur Erneuerung und gestalterischen Aufwertung des Straßenraums in Verbindung mit aktuellen Bauvorhaben. Damit soll eine Reduktion der Barrierewirkung und eine Verbesserung der Wegeverbindung Richtung Kreuzberg erreicht werden.

 

Eine „Begrünung von Parkflächen“ (12) von vollversiegelten Parkplätzen in mehreren Bereichen des Zentrums führe zu einer Erhöhung des Grünvolumens und von Verschattungen. Daraus ergeben sich klimatische Verbesserungen auf den Parkplätzen und deren Umgebung.

 

Das Mobilitätskonzept Zentrum (13) befasst sich mit dem grundsätzlichen Konflikt zwischen der Wohn- und Aufenthaltsqualität und den Lärmemissionen durch den Verkehr. Dies bedürfe einer gemeinsamen Betrachtung des Straßenverkehrs, des ÖPNV, der Qualität des Straßenraumes, des Parkraumes und der Fahrrad- und Fußwege. Es bedürfe auch der integrierten Betrachtung aller Verkehrsarten um eine zukunftsfähige Umstrukturierung der innerstädischen Verkehrswege zugunsten einer Steigerung der Lebensqualität zu erreichen. Die Umsetzung könne über eine Erarbeitung eines Mobilitätskonzeptes mit integriertem Gesamtansatz erfolgen. Das Konzept könne bei weiteren Umgestaltungen und Sanierungen von Verkehrsflächen mit integriert werden. 

 

Bei der „Sportanlage kleiner Exe“ (14) seien der Sportbereich nördlich des Parks noch nicht instandgesetzt worden. Dies bedeute ein hoher Erneuerungsbedarf des Teilbereichs um die Funktion als öffentlicher Sportbereich sicherzustellen. Ziel sei eine Verbesserung der Bereitstellung der öffentlichen Freibereiche und der Sportflächen. Die Umsetzung kann über eine Abstimmung mit den Nutzern sowie die Instandsetzung der Oberflächen der Sportbereiche erreicht werden.

 

Bei der Uhlandstraße (15) sei zurzeit eine starke Beschädigung des Oberflächenbelages festzustellen. Auch hier ergebe sich dadurch ein hoher Erneuerungsbedarf. Ziel sei eine Verbesserung des Umfeldes und eine Minderung der Geräuschbelastung. Durch die Instandsetzung des Fahrbahnbelages und des nördlich angrenzenden Parkplatzes (mit dem Synergieefekt Begrünungsmaßnahmen „ImpulsProjekt“ 12 „grüne Umgestaltung von Parkflächen“) könne dadurch das Ziel erreicht werden.

 

Die Allee (nördlich!) am Schwarzbach (16) mit dem stark frequentierten Geh- und Radwegbereich weist Erneuerungsbedarf auf. Die Kreuzungsbereiche seien zusätzlich Gefahrenstellen für Fußgänger*innen und für den Radverkehr. Um eine Verbesserung der Qualität als städtischer Freiraum der Wegeachse und der Verkehrssicherheit zu erreichen sei eine Verbesserung des Bodenbelages der nördlichen Schwarzbachallee unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes und durch optische Markierungen an den Kreuzungsbereichen notwendig.

 

Die Fruchtmarktstraße (17) habe ein hohes Verkehrsraufkommen das die Wohnqualität im dortigen Bereich verringere. Das hohe Verkehrsaufkommen steht im Konflikt mit der Funktion als zentraler Versorgungsbereich mit Ladenlokalen und den Passanten. Um den Bereich für eine höhere Wohn- und Aufenthaltsqualität zu entwickeln und die Konflikte zwischen Verkehrsaufkommen und den Nutzungen zu reduzieren sei die Funktion des Straßenraumes in Verbindung mit dem „Fundamentprojekt“ 13 („Mobilitätskonzept Innenstadt“) und eine eventuelle Neugestaltung der Aufteilung von Verkehrsflächen zu prüfen.

 

Das weitere Vorgehen sei ein Abstimmungstermin mit der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ggf. mit Anpassungen) am 11.12.2020 und eine Abstimmung über das vorgestellte Konzept zur Beschlussfassung im Stadtrat.

 

Der Bau- und Umweltausschuss nimmt die vorliegenden Informationen positiv zur Kenntnis.


Verteiler:

 

1 x Amt 60/61