Die Ortsvorsteherin verliest folgende Stellungnahme des UBZ:

zu der Anfrage nehmen wir wie folgt Stellung.

Allgemein:

Das Hochwasser vom 17.05.2024 markiert für den Auerbach einen neuen Höchstwert mit deutlichem Abstand zu den bisher beobachteten Ereignissen. In Oberauerbach gibt es unmittelbar unterhalb der Brücke Schwarzwaldstraße einen Pegel, der eine sehr gute Beurteilung zulässt (Landespegel, Inbetriebnahme 01.10.1979). Die bisher größte HWs waren in absteigender Intensität

  1. 21.12.1993/Wasserstand 2,64m/Abfluss 40,6m³/s (statistisch ca. 40-jähriges Ereignis)
  2. 07.02.2022/Wasserstand 2,62m/Abfluss 39,6m³/s (statistisch ca. 25-30-jährig)
  3. 15.10.1981/Wasserstand 2,62m/Abfluss 39,6m³/s (identisch mit 2022)

Am 17.05.2024 lief die Spitze zwischen 20Uhr und 21:15 durch, Wasserstand durchgehend 3,11m. Der zugehörige Abfluss betrug 54,8m³/s. Die Jährlichkeit muss auf Basis der Pegeldaten mit etwas >100 Jahren angenommen werden (HQ 100 = 49,3m³/s). Eine exaktere Einstufung ist bei einer Pegeldauer von 45 Jahren nicht möglich (Prognosezeitraum maximal 3-fache Pegeldauer). Die vorstehenden Angaben können bei Interesse unter https://geodaten-wasser.rlp-umwelt.de/wasserstand/2642048700/hauptwerte nachgesehen werden

Die Messwerte sind verifiziert und passen, wir betreiben seit September 2022 einen eigenen Pegel aus unserem Starkregenfrühalarmsystem als Referenz direkt oberhalb der Brücke und die beiden Pegel verliefen bis auf 1-2cm Abweichung parallel.

Aus hydrologischer Sicht handelte es sich somit um ein seltenes Ereignis, jedoch um kein Extremhochwasser. Das heißt, grundsätzlich sind auch noch höhere Abflüsse denkbar. Allgemeiner Trend infolge der Klimaerwärmung ist auch, dass für die Zukunft damit zu rechnen ist, dass die Jährlichkeit abnehmen bzw. die Intensität zunehmen wird, je nachdem wie rum man das betrachtet. Dies resultiert daraus, dass eine Erhöhung der Lufttemperatur um 1°C mit einer Erhöhung der Wasseraufnahmefähigkeit um etwa 7% einhergeht und damit mehr Feuchtigkeit in der Luft ist. Mehr Luftfeuchtigkeit = mehr Niederschlag.

Auswirkungen Renaturierung auf Hochwasserabfluss

Eine Bewertung der Auswirkungen auf den Hochwasserabfluss ist bei Renaturierungsmaßnahmen Teil des Genehmigungsverfahrens. Dies ganz einfach deshalb, weil ein naturnahes Gewässer im Grundsatz rauer ist als ein auf den Abfluss optimiert ausgebautes und begradigtes Gewässer. Höhere Rauigkeit bedeutet mehr Fließwiderstand, mehr Fließwiderstand bedeutet höhere Wasserstände. Bei identischem Querschnitt. Auch um die verminderte Abflussleistung zu kompensieren, werden Renaturierungsabschnitte deutlich größer dimensioniert als ausgebaute Gewässer. Genehmigungsverfahren wurden bei den Baumaßnahmen zwischen Ober- und Niederauerbach sowie dem Bauabschnitt 2 in Oberauerbach am alten Festplatz durchgeführt. Die jeweils durchgeführten Berechnungen ergaben im Streckenverlauf keine signifikanten Abweichungen der berechneten Hochwasserstände zwischen IST-Zustand und Planung. Für den Bauabschnitt 2 in Oberauerbach am ehemaligen Festplatz weist die Berechnung für den Bereich Auerbach entlang des Bürgerhauses bis unter die Brücke Battweilerstraße eine rechnerisch signifikante Absenkung der Wasserspiegellage beim überprüften HQ

(größtes angenommenes Hochwasser aufgrund Pegeldaten, Berechnungswert HQ = 40,6m³/s = HW´93) um ca. 20cm aus. Diese resultiert aus der renaturierungsbedingten massiven Querschnittsaufweitung (zieht im Prinzip das Wasser an) und gleicht sich dann etwa ab Mitte der Renaturierungsstrecke BA-2 bis zum Übergang ins Bestandsprofil wieder aus. Dieses Verhalten ist typisch für überbreite Renaturierungsabschnitte und unterhalb der Brücke durchaus gewollt. Letztendlich konnten beide Planungen als hochwasserneutral angesehen werden, was letztendlich auch Grundvoraussetzung für eine Genehmigungsfähigkeit ist. Ein Abfluss entsprechend dem diesjährigen Hochwasser (HW´24 = 54,8m³/s) wurde damals nicht überprüft.

Datenvergleich vor und nach Renaturierung:

Hochwasserberechnung wie vor beschrieben ohne signifikanter Abweichung im Streckenverlauf bei gleichzeitig signifikanter Absenkung um ca. 20cm im Einlaufbereich der Renaturierungsstrecke OA-BA-2 zwischen IST und Planung. Eine Auswertung von Messdaten ist schwierig, da sehr wenig Messwerte vorliegen. Voraussetzung für einen halbwegs seriösen Vergleich ist, dass sowohl im Besprechungs- als auch Referenzfall an jeweils gleicher Stelle vergleichbare Daten erhoben werden. Es bleibt festzuhalten, dass es kein dokumentiertes Hochwasserereignis gibt, das mit dem diesjährigen vergleichbar wäre. Ein Vergleich muss sich auf die Hochwässer HW`93 und HW´22 (Abflussunterschied ca. 1m³/s bei 2cm Wasserstandsunterschied am Pegel Schwarzwaldstraße) beschränken. Wirklich gesicherte Messwerte für mehrere Hochwässer liegen nur für den Pegel Schwarzwaldstraße sowie das Anwesen Dietrich-Bonhoeffer-Platz 2 (Familie Wurm) vor. Die Pegeldaten sind oben gelistet, für das Anwesen Wurm wurden unter persönlicher Anleitung des Eigentümers folgende Wasserstände ermittelt (Aufnahmedatum 27.06.2024):

1981: nicht bekannt

1993: 236,23 – 236,24mNHN (eher ungenaue Gedächtnisangaben zum Wasserstand und bauliche Änderungen im Jahr 1994)

2022: 236,00 – 236,02mNHN (sehr genaue Angabe inklusive Bilddokumentation)

2024: 236,52 – 236,53mNHN (sehr genaue Angabe inklusive Bilddokumentation)

Berechnete Wasserstände Auerbach ca. 10m unterstromig Brücke Battweilerstraße für HQ = 40,6m³/s

IST-Zustand (vor Renaturierung)           = 236,32mNHN

Planung                                                   = 236,12mNHN

Die Bauausführung des Renaturierungsabschnitts OA-BA-2 erfolgte im Winterhalbjahr 20/21. Somit liegen Messwerte eines Hochwassers vor Renaturierung (HW´93) und von zwei Hochwässern nach der Renaturierung (HW´22 und HW´24) vor, wobei ein Abfluss entsprechend dem HW´24 nicht berechnet wurde. Für den Vergleich verbleiben somit die HWs 93 (40,6m³/s) und 22 (39,6m³/s). Die berechneten Wasserstände liegen etwa 10cm höher als die nachträglich gemessenen. Das ist als sehr gute Übereinstimmung zu werten. Der Unterschied in den Messwerten von ca. 22cm zwischen den fast abflussgleichen HWs 93 und 22 korreliert auffällig mit den Berechnungsergebnissen für den IST- und Planungszustand (Unterschied 20cm). Aufgrund des deutlich höheren Abflusses beim HW`24 ist der gemessene Wert mit 30-50cm höher als 93 und 22 absolut erwartbar gewesen.

Für den Renaturierungsabschnitt unterhalb Oberauerbach bis Niederauerbach liegen keinerlei Messdaten vor. Die o.g. Pegelmesswerte Schwarzwaldstraße lassen keine Auffälligkeit erkennen. Ein Blick Richtung Niederauerbach zum Vergleich ist sinnlos, da vom HW`93 keinerlei Messwerte aus Niederauerbach bekannt sind und sich damals auch die Hochwasserwellen Schwarzbach und Auerbach überlagert haben. Dieses Jahr bestand ein zeitlicher Versatz von etwa 20-24 Stunden.

Fazit:

Für eine weitergehende statistisch abgesicherte Aussage ist die Datenbasis zu gering. Als Tendenz ist jedoch festzuhalten, dass die im Ortskern durchgeführte Renaturierung zumindest hochwasserneutral ist (heißt sie macht`s weder besser noch schlimmer), eine punktuelle Entlastung für den Bereich Brücke Battweilerstraße mit Dietrich-Bonhoeffer-Platz ist statistisch nicht abgesichert, aber möglich.

Mit freundlichen Grüßen

Andreas Reischmann
Gewässerunterhaltung/Gewässerausbau/Hochwasservorsorge

Ortsbeiratsmitglied Lanzrath stimmt der Bürgerin zu, dass ein Auffangbecken von Niederauerbach nach Winterbach errichtet werden soll. Es müssen Maßnahmen ergriffen werden, um ein erneutes Hochwasser bestmöglich zu verhindern. Die Antwort ist nicht zufriedenstellend und es wird gebeten, dies weiterzugeben. Ortsbeiratsmitglied Cronauer merkt an, dass auf der Seite des Landesamts während des Hochwassers der Höchststand 3,18 Meter war anstatt 3,11 Meter.

Ortsbeirat Wagner merkt an, dass der letzte Satz den Schluss zulasse, dass eventuell Maßnahmen aufgenommen werden können, die die Situation verbessern könnte. Hierzu könnte man bitte nochmal eine Anfrage an den UBZ stellen, ob es hierzu Vorschläge gibt.